Cellula second edition, Jahresausstellung SK, Kunstmuseum Solingen , 19.2.-13.3.22 + Presse
Solinger Tageblatt, 21.02.2022
Solinger Morgenpost ,19.02.2022
Ausstellungen im Kunstmuseum Solingen
Die Pandemie hat Spuren hinterlassen
Im Spiegel: Judith Funke hat ihre kleine Drahtskulptur aus der Serie „Fragil“ auf einen ovalen Spiegel platziert. Inspirieren ließ sich die Künstlerin von kegelförmigen Asthütten im Wald. Foto: Peter Meuter
Solingen Im Kunstmuseum wird am Samstag um 18 Uhr die traditionelle Jahresschau des Vereins der Solinger Künstler eröffnet. Insgesamt 19 Positionen sind in einer gelungenen Präsentaion zu erleben.
Von Fred-Michael Tesch
Alles war im vergangenen Jahr im Kunstmuseum aufgebaut und wartete nur noch auf die Eröffnung und viele Besucher. Doch die durften die Ausstellung „Cellula“ des Vereins der Solinger Künstler (SK) nicht betreten. Aufgrund der damaligen Corona-Schutzverordnung war das Museum geschlossen. Kurzerhand machten die beteiligten Künstlerinnen und Künstler aus der Not eine Tugend und verlegten die Präsentation „Cellula“ ins Internet – verbunden mit der Hoffnung auf ein besseres 2022.
Tatsächlich hat sich die Situation aktuell zumindest soweit entspannt, dass in der diesjährigen Jahresschau der SK wieder Publikum im Kunstmuseum zugelassen ist. Sogar eine Eröffnung durch Oberbürgermeister Tim Kurzbach wird es am heutigen Samstag um 18 Uhr im Museum geben. Bis 100 Besucher dürfen teilnehmen, erklärt Museumsleiterin Gisela Elbracht-Iglhaut. Mit Genehmigung des Gesundheitsamtes.
INFO
Jahresschau der Solinger Künstler
Dauer Die Ausstellung „Cellula – Second Edition“ ist bis 13. März im Kunstmuseum (Wuppertaler Straße 160) zu sehen.
Künstler Heiderose Birkenstock-Kotalla, Sabine Bohn, Greta Calaminus, Kirsten Diez-Reinbeck, Judith Funke, Klaus Greinert, Anita Herzog-Graf, Ulle Huth, Michael Klette, Heinz-Peter Knoop, Christina Koester, Petra Korte, Anja Kreitz, Susanne Müller-Kölmel, Jürgen Schmatz, Ela Schneider, Güdny Schneider-Mombaur, Sabine Smith, Manuela Stein, Duda Voivo und Michael Bauer-Brandes (Einzelausstellung).
„Cellula 2022“ ist keine Rekonstruktion der im vergangenen Jahr ausgefallenen Jahresschau. Die im oberen Saal für Wechselausstellungen präsentierten Werke sind durchweg atelierfrisch. Nur Titel und Konzept wurden übernommen. Auch die „Second Edition“ – so der Untertitel der Schau – thematisiert die Situation von Kunst und Kultur in der Pandemie. 19 Künstlerinnen und Künstler der SK haben sich erneut und auf vielfältige Weise mit den Themen Rückzug, Isolierung, Besinnung, dem Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz, aber auch dem Bedürfnis nach Lebendigkeit und Zuversicht auseinandergesetzt.
Die Malerin Anja Kreitz vor ihrem Bild „Come and fly with me“. Foto: Peter Meuter
Wobei sich auch die persönliche Befindlichkeit der Kreativen in vielen Werken widerspiegelt. Etwa in der mehrteiligen Malerei-Serie von Ulle Huth. „Diese Arbeit ist ein Psychogramm“, erklärt die langjährige Vorsitzende der Künstlergemeinschaft, „meiner Ängste, Sorgen und Unsicherheit.“
In Nachbarschaft hat die aktuelle Vorsitzende der SK, Susanne Müller-Kölmel, ein Wandstück bemalt und darauf eine mehrteilige Malerei auf Pappwabenkarton platziert als „unvollständiges Ganzes“. Unverkennbar hat sie ein Märchenmotiv aus dem Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gewählt. Da passt auch das Gegenüber: „Come and Fly with me“, ein großformatiges Bild von Anja Kreitz. „In Corona-Zeiten wächst zusehends die Sehnsucht nach Freiheit und Aufbruch zu unbekannten Gefilden“, so die Künstlerin.
Susanne Müller-Kölmel zeigt „Once Upon A Time“ – Malerei auf Pappwabenkarton. Foto: Peter Meuter
Sehnsucht könnte auch ein Stichwort der beiden Bilder von Michael Klette sein. „Nordsee Dänemark“ lautet der Titel – allerdings zeigen sie im Atelier entstandene frei komponierte Himmels- und Meereslandschaften. Vorlagen waren Fotografien von Wolkenformationen und Meeresbilder.
Vorgaben der Gestaltung hat der Verein den Künstlern nicht gemacht, sondern – worauf der Titel der Ausstellung auch hindeutet – einen Rahmen zur Präsentation geschaffen. Der große Saal wurde mittels weißer Gazefahnen in Zellen aufgeteilt. Diese wurden im Vorfeld unter den Teilnehmern verlost. Was in der Zelle gezeigt, wie es präsentiert wird, blieb den Künstlerinnen und Künstlern überlassen. Wobei allerdings das übergeordnete Thema „Kunst in Zeiten der Pandemie“ dafür gesorgt hat, dass aus der Ausstellung kein Gemischtwarenladen geworden ist, sondern sich eigentlich alle Exponate zu einem gelungen Ganzen zusammenfügen.
Solinger Morgenpost, 19.02.2022